„Abkürzungen kann jeder“
Nach sieben Spieltagen liegt Berlin außerhalb der Playoff-Plätze. Und das in seiner Final4-Saison. Dennoch vertraut Spielertrainer Kratochvil seiner Mannschaft, das Ruder mit eigenen Kräften rumreißen zu können.
Wäre Berlin in der vergangenen Saison, nach dem großen Umbruch, auf einem Relegationsplatz gelandet, hätte es vermutlich die Wenigsten überrascht. Der Erfolg hat den Verein aber verwöhnt, die Ansprüche sind gestiegen. Dass dieser Jahrgang um einiges schwieriger werden dürfte, hatte sich bereits abgezeichnet.
BAT muss seit geraumer Zeit auf seine drei produktivsten Spieler der Vorsaison verzichten. Neben dem Abgang von Azelius, fallen Brockmann (Studium) und Brincil (Verletzung) über Monate aus. „Solche Jungs machen nicht nur Tore, sie entlasten auch die Abwehr. Der Gegner kann es sich nicht leisten aufzulaufen. Das schafft Zeit und Raum, die jetzt fehlen“, erklärt Spielertrainer Kratochvil.
Man könnte versuchen, die Lücken mit gezielten Zugängen aus dem Ausland zu schließen. Dafür fehlen dem Verein aber nicht nur die Ressourcen. Laut Kratochvil sei die aktuelle Situation auch eine wichtige Bewährungsprobe. „Unser Kader ist sehr jung, er ist aber auch breit. Wir haben die Qualität, uns selbst aus dieser Jauche herauszuziehen. Wenn uns das gelingt, dann sind wir als Mannschaft wieder ein Stück gewachsen. Abkürzungen kann jeder. Da müssen wir durch.“
Der letzte Playoff-Platz ist dieses Jahr heiß umkämpft, das Tabellenmittelfeld ausgeglichen, die Konkurrenz ist besser geworden. Es sei arrogant zu denken, dass die anderen Vereine keine gute Arbeit leisten würden, meint Kratochvil. Manche machen es sich etwas leichter und holen mit einem Wisch fünf Finnen, andere verstärken sich gezielt und lassen ihren Kader reifen.
An der eigenen Einstellung läge es nicht. „Ich kann den Jungs in diese Richtung keinen Vorwurf machen“, sagt Kratochvil. Die Trainings seien voll, der Einsatz sehr gut. Trotzdem gebe es natürlich spielerisch vieles zu verbessern. Es ginge hauptsächlich um Routinen und um Konsequenz. Dazu gehöre auch, dass die Trainer über andere Spielansätze nachdenken müssten. Im Spiel entstünden noch zu oft Abschnitte, in denen man plötzlich kollektiv zu zögern beginnt, zu viel nachdenkt. Wie zuletzt bei der 5:8-Niederlage gegen Hamburg.
In der Anfangs- und Schlussphase bot Berlin attraktives Floorball, erspielte sich mit wenig Aufwand gute Chancen und hielt seinen Gegner in Schach. Dazwischen verkrampfte man aber und gab das Spiel aus der Hand. Natürlich habe das mit Erfahrung zu tun, meint Kratochvil, manchmal müsse man sich aber einfach trauen, sein Ding durchzuziehen. „Es würde uns gut tun, ein-, zweimal eine solche schwierige Phase zu überstehen“, sagt er. Dann könnte sich der Knoten endlich lösen.
Diesen Samstag reist Berlin nach Kaufering. 600 km entfernt. Tabellenplatz sieben. In der vergangenen Saison war die Bilanz ausgeglichen. BAT siegte in Kaufering nach Verlängerung, unterlag zuhause, gewann aber im Pokal. „Wenn wir über sechzig Minuten das abrufen, was wir uns vornehmen, bringen wir drei Punkte nach Berlin“, meint Kratochvil. Trotz allem müsse dies das Ziel sein.