„Die Playoffs sind immer das Ziel“
Christian Keil gilt mit gerademal knapp 28 Jahren als eines der letzten Urgesteine von BAT. Der Center ist nicht nur als Co-Kapitän und gefährlicher Offensivkönner elementarer Bestandteil des Berliner Bundesligisten, Keil ist außerdem langjähriger Schiedsrichter und Verantwortlicher für dieses Ressort im Verein. Welche Tücken die neue Saison mit sich bringen könnte, verriet er batberlin.de.
batberlin.de: Nach einer kleinen studienbedingten Ausszeit, warst du vergangene Saison wieder voll dabei. Hat dir der Stock in der Hand gefehlt?
Christian Keil: Den Stock hatte ich noch relativ regelmäßig in der Hand, aber der Wettkampf und die Events mit dem Team haben gefehlt und es macht jetzt viel Spaß wieder dabei zu sein. Trotzdem war die Auszeit wichtig und etwas Abstand zu bekommen und mehr Gedanken an wesentlichere Dinge zu hängen. Außerdem war die Saison vor der Pause sehr kräftezehrend durch Orga-Aufgaben, wodurch der Spaß verloren ging und alles mehr zur Pflicht wurde.
batberlin.de: Nun gehörst du zu den letzten drei oder vier Spielern, die seit dem Wiederaufstieg 2004 dabei sind. Ist es nicht bemerkenswert, wie sich Erfolg und Misserfolg regelmäßig von Saison zu Saison abwechseln? Woran kann das liegen und wird das nächstes Jahr anders?
Christian Keil: Einmal lag es daran, weil ich gefehlt hab (lacht). Früher hatten wir viele Leistungsträger die kurzzeitig in Berlin waren und dann wieder gingen. Das ging auch ganz gut. Von Jahr zu Jahr kamen immer die nötigen Verstärkungen nach Abgängen und in den vergangenen sieben Saisons hat das bis auf zweimal, 07/08 und 09/10, immer gut geklappt. Beim ersten Mal Abstiegsrunde fehlten uns klar die Qualität und ein breiterer Kader. Beim zweiten Mal war es zwar wieder nach Abgängen von Leistungsträgern aber der breite Kader blieb und dieser Bestand aus vielen jüngeren Floorballspielern, die es mittlerweile nämlich auch zahlreich und vor allem dauerhaft in Berlin gibt. Diese Saison war wichtig für die Entwicklung dieser Spieler ohne große Verstärkungen auch Verantwortung übernehmen zu müssen und in entscheidenden Situationen sich nicht immer auf andere Verlassen zu können. Das gute Saisonfinish hat gezeigt, dass es zwar etwas gedauert hat aber Marek ein solides Grundgerüst geformt hatte. Am Ende waren es zwar nicht die Playoffs aber der Abstieg war auch weit entfernt.
Das kommende Jahr wird sehr interessant, da es diesmal auf Grund der Breite des Kaders und Größe der Abteilung eine zweite Mannschaft, die in der 2. Bundesliga an den Start geht, geben wird. Dadurch wird die Erste vielleicht etwas geschwächt, aber auch weniger zum Einsatz in der 1. Mannschaft kommende Spieler können sich so besser entwickeln, was auf lange Sicht wieder gut ist. Ich denke die Playoffs sollten immer das Ziel, aber es wird sehr viel schwerer als letztes Jahr.
batberlin.de: Wenn man auf die vergangene Saison zurückblickt, was hat am Ende den Unterschied ausgemacht, dass es nicht für Medaillen gereicht hat?
Christian Keil: Den Schwung des guten Saisonfinishs aus der Vorsaison und 2-3 Verstärkungen brachten uns einen extrem guten Saisonstart. Knappe Spiele konnten wir meist für uns entscheiden oder aussichtslose überraschend drehen. Wir hatten früh eine sehr gute Form und die anderen Playoff Teams haben sich kontinuierlich gesteigert. Am Anfang war der Gegner meist in der Favoritenrolle und nicht wir. Das bringt die nötige Lockerheit und verschaffte uns einen guten Lauf. Am Ende waren alle gewarnt und die Spiele enger. Und genau diese engen Spiele konnten wir dann nicht mehr für uns entscheiden. Ich glaube noch nie so viele Spiel mit einem Tor unterschied verloren zu haben. In der entscheidenden Saison Phase waren die Gegner bissiger und mit mehr Willen dabei und wenn das hieß auch mal „böse“ zu sein. Am Ende bringen diese Kleinigkeiten den Unterschied. Das Fehlen eines externen Trainers, der das Spiel von außen mit aller Ruhe betrachten kann – das versteht sich nicht als Kritik an Marek, der in den vergangenen 2 Jahren einen fantastischen Job gemacht und mir wieder den nötigen Spaß am Spiel gebracht hat – ist sicher auch ein Nachteil im Vergleich zu den anderen Playoff-Teams gewesen.
batberlin.de: Du selbst bist auch Schiedsrichterverantwortlicher bei BAT. Wie bewertest du die Entwicklung des Schiedsrichterwesens in den vergangenen zwei oder drei Jahren? Hat die Bundesliga ausreichend gute Schiris?
Christian Keil: Die Wiedereinführung der N-Kurse und die verbindliche Teilnahme zur Erfüllung der Schiedsrichterkontingente und Erlangung einer N-Lizenz, hat denke ich viel geholfen, dass die Verbände nicht immer ihre eigene Suppe kochen. Die derzeitigen Verantwortlichen beim FVD machen mit ihren Mitteln einen sehr guten Job und sind sehr engagiert das Schiedsrichterwesen stetig zu verbessern. Es geht ja nicht nur darum einen Schiedsrichter zu haben der gut pfeifen kann, du musst die Leute ja erst mal da hinbekommen, dass sie sich weiterentwickeln wollen und können. Dazu gehört mehr als Einsätze absolvieren und etwas Geld bekommen. Die Steigerung der Kommunikation und Wertschätzung ist sehr positiv und wichtig, um nicht nur eine Lizenz mit Lizenznummer unter vielen zu sein. Das wird sich denke ich noch gut weiterentwickeln auch wenn einige Spieler das vielleicht nicht so sehen, wenn die Spiele laufen. Aber Versäumtes aus den vergangenen Jahren kann man nicht von heut auf morgen korrigieren. Das braucht etwas Zeit und engagierte Leute. Dafür auch mal ein dickes Lob.