„Komfortzone verlassen“
Seit einigen Wochen schwitzen die Bundesliga-Herren bereits in der Sommervorbereitung. Den Fitness-Part leitet Kristaps Vaicis. Auf dem Platz rechter Flügel mit brutalen Schlagschüssen, im Beruf Personal-Trainer. „Vicious Vaicis“ im Gespräch.
batberlin.de: Kristaps, ab diesem Sommer betreust du die erste Mannschaft als Fitness-Coach. Wie kam es dazu?
Mit Henrik Adolfssons Rückkehr nach Schweden, ist hier Bedarf entstanden. Natürlich habe ich diese Rolle gerne übernommen, um dem Team zu helfen.
Du bist beruflich als Personal Trainer aktiv und sehr erfolgreich. Wie und Wo?
Ja genau. Mein ganzer Alltag dreht sich rund um Fitness und individuelle Trainingspläne. Und wenn ich gerade keinen Kunden betreue, dann betreue ich mich selbst (lacht). Meine Spezialthemen sind dabei Stabilität, Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer. Das Training meiner Kunden gestalte ich funktionell und praktisch, helfe ihnen also das Training auch in den Alltag zu übertragen – versucht mal vom Bürotisch aufzustehen, ohne die Arme zu benutzen. In der Regel trainieren wir in der Natur, etwa in Parks, wenn möglich auch im Winter.
Was sind die zentralen Aufgaben für die BAT-Jungs in diesem Sommer?
Zunächst werden wir uns auf Stabilität konzentrieren sowie auf die technische Ausführung einfacher, effektiver Basisübungen. Mancher darf paar Pfunde verlieren, mancher zulegen. Jeder muss seine Baustellen kennenlernen und die Komfortzone verlassen. Im Sommer geht es darum, kräftiger und schneller zu werden und die Ausdauer zu verbessern. Gute Stocktechnik reicht nicht mehr aus, Körpereinsatz spielt eine immer wichtigere Rolle. Außerdem werden wir auch das Thema Ernährung angehen und den Jungs einen entsprechenden Leitfaden für die Saison vorlegen.
Wo siehst du generell unterschätzte Themen im Floorball?
Gesundes Training. Floorball wird von Jahr zu Jahr immer athletischer und schneller. Dadurch erhöht sich auch die Verletzungsgefahr. Jeder Athlet sollte seinen Köper kennen und aufmerksam auf die richtige Regeneration achten. Faszienrollen oder Eiweiß-Shakes sind keine Innovationen mehr. Trotzdem gehören sie nicht überall zur Routine. Das hat auch viel mit Disziplin zu tun. Es fängt mit Fragen an wie, was esse ich vor und nach dem Training, wie bekomme ich den richtigen Schlaf.
Körperlich ist BAT aber eine recht heterogene Mannschaft mit vielen unterschiedlichen Körpertypen.
Genau, deshalb versuchen wir zunächst die Basics richtig zu machen, um dann individuell nachzulegen. Jede Mannschaft, jeder Verein, jeder Trainer hat sein eigenes Konzept. Aber egal, ob du groß oder klein bist, rechts oder links spielst, auf Dauer entwickeln sich Verspannungen, ungleiche Verkürzungen, die durch Mobilitätsübungen ausgeglichen werden müssen. Oft werden solche Dinge in der Vorbereitung aber auch in der Saison vernachlässigt – dabei ist es der einzige Weg, gerade in den wichtigen, harten Spielen verletzungsfrei zu bleiben. Die Muskeln müssen die Gelenke unterstützen können, müssen leistungsfähig und flexibel sein. Finnland, Schweden und die Schweiz sind da bereits einen Schritt weiter in ihren höchsten Ligen. Da hat die Bundesliga noch viel zu tun. Aber Deutschland ist auf einem guten Weg.
Du warst als Spieler auch in der NLB aktiv. Wird in der Schweiz das Thema Fitness anders aufgefasst?
Die Vorbereitung beginnt früher und wird natürlich etwas ernster genommen. Für mich war die Bergluft am Schwierigsten. Im ersten Training bei UM Olten absolvierten wir einen 1.500-Treppen-Aufstieg Berg – für Ausdauer natürlich beste Voraussetzung. So etwas bekommst du in Berlin nicht hin. Die professionellste Sommer-Vorbereitung habe ich bei Ad Astra Sarnen erlebt. Nach den Trainings konnten wir uns immer in Eistonnen regenerieren. Das war effektiv… und erfrischend (lacht).