Offener Brief zur aktuellen Hallenproblematik
Bei der Vergabe adäquater Hallenzeiten für Trainingseinheiten und Spiele kämpft BAT Berlin seit Jahren gegen behördliche Windmühlen. Der Floorball-Abteilung droht wegen dieser Probleme über kurz oder lang der Kollaps. Zu dieser Problematik hat die Abteilungsleitung einen offenen Brief an Bürgermeister und Senat verfasst.
„Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrte Senatsverwaltung,
sehr geehrte Damen und Herren,
ich wende mich an Sie, mittlerweile aus purer Verzweiflung, weil uns auf allen anderen Wegen (die einem Verein in dieser Stadt zur Verfügung stehen) durch Missachtung und Gleichgültigkeit der entsprechenden Stellen sämtliche Türen zugeschlagen wurden.
Die “Sportgruppe im Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg e.V.” (kurz “BAT Berlin”; siehe batberlin.de) ist ein polysportiver Verein, dessen Aushängeschild und stärkste Abteilung die der Floorballer ist. Früher auch als “Unihockey” (“universelles Hockey”) bekannt, gilt diese Disziplin als die am schnellsten wachsende Mannschaftssportart der Welt und ist über ihre Verbände reguläres Mitglied des Deutschen Olympischen Sportbundes e.V. sowie des Landessportbundes Berlin e.V.
BAT Berlin gehört dabei zu den größten und erfolgreichsten Floorball-Vereinen in Deutschland. Wir verfügen über Jugendgruppen in allen Altersklassen, fördern gezielt Mädchensport, organisieren Einsatzprogramme für FSJ’ler, beteiligen uns gemeinsam mit dem Landesverband FVBB an Inklusionsprogrammen der Special Olympics, leiten unzählige Kurse an Schulen in ganz Berlin und leisten mit Mitgliedern aus unzähligen Nationen in allen Übungsgruppen eine integrative Arbeit, die ihresgleichen sucht.
Nun ist uns durchaus bewusst, dass es ein Verein in einer mutmaßlichen Randsportart in Berlin nicht einfach hat. Die Konkurrenz durch andere Sportarten und das sonstige kulturelle Programm sind enorm. Die Stadt, obwohl sie sich höchst diskutable Vorhaben leistet, ist nicht reich. Aber das sind Herausforderungen, die unser Verein selbst zu meistern hat. Und das tut er. Der Umgang mit uns, insbesondere durch die verantwortlichen Ämter, ist aber nicht mehr weiter hinnehmbar.
BAT Berlin, trotz der Größe unserer Abteilung, trotz der herausragenden Vereinsarbeit, trotz der sportlichen Leistungen der Bundesligamannschaft, wird seit Jahren mit Hallen abgespeist, die nichts mit unserer Sportart zu tun haben. Um es in einen Vergleich zu setzen: Stellen Sie sich vor, man würde die Füchse zum Handball-Training in einen Yoga-Raum sperren oder den Eisbären empfehlen, mit Rollschuhen auf einem Parkplatz zu üben. Den Parkplatz würde man dann übrigens im Sommer schließen, weil man dort sechs Wochen lang die Linien nachziehen muss.
Wir wissen, dass es in Berlin (grundsätzlich) nicht ausreichend Sporthallen gibt und wir wissen auch, dass diese aufgrund äußerer Umstände zu anderweitigen Zwecken benötigt werden. Letzteres ist auch gut so. Das ist aber nicht das eigentliche Problem. Und es ist auch keine Frage des Geldes. Wesentlich ist hierbei die vollkommen ineffiziente Praxis der Hallenvergabe, bei der freie Hallen unbesetzt bleiben und die Betreuung dieser katastrophale Formen annimmt.
Zuletzt hatte unser Verein Glück. Das Amt hatte uns (für viel zu wenige Stunden) eine Großfeldhalle zugesprochen (Monumentenstraße), die dem einzigen Bedürfnissen unserer Sportart (ein Feld von der Größe 20 x 40 m) weitestgehend entsprach. In Mitten unserer Sommervorbereitung auf die neue Bundesliga-Saison wurde die Halle aber bis auf weiteres geschlossen – aufgrund einer langfristigen Erkrankung des Hausmeisters. Wieso wird dieser Angestellte nicht ersetzt? Wieso greift man nicht auf einen Dienst zurück, der andere Berliner Hallen bereits erfolgreich betreut (Alldienst)? Wieso paralysiert die Erkrankung eines Hausmeisters die Entwicklung eines engagierten Sportvereins mit 250 Mitgliedern? Dabei ist dies nur ein Beispiel von vielen.
Dank unserer Zusammenarbeit mit der Velomax GmbH war es uns zuletzt möglich Bundesliga-Heimspiele in Berlin auszurichten. Keine Selbstverständlichkeit. Hätten wir uns auf die Zuarbeit der Ämter verlassen, hätten wir entweder gar keine Hallen bekommen oder dürften viele Spiele an der Grenze zu Brandenburg austragen. Jedes Mal in einer anderen Halle. Eine herausragende Ausgangslage für die Entwicklung eines ambitionierten Sportvereins.
Während also die bundesweite Konkurrenz weiter wächst und meistens auch die entsprechende Unterstützung durch ihre Stadt erhält, werden unserem Verein durch Untätigkeit Steine in den Weg geworfen. In der Szene ist Berlin zum Witz geworden. Gerne stellt man sich als innovative Weltstadt dar, die tatsächlichen Verantwortlichen für Integration, Leistung und Jugendförderung lässt man aber im Stich.
Unsere Abteilung steht nun kurz vor dem Kollaps. Wir werden engagierte Helfer und Spieler verlieren, denen Kraft, Motivation und Geduld ausgehen. Der Verein wird in Bedeutungslosigkeit untergehen oder sogar zerfallen. Die Verantwortung dafür wird in der fehlenden Wertschätzung und andauernden Tatenlosigkeit der entsprechenden Ämter liegen.
Ich möchte Sie dringlichst bitten, den Prozess der Hallenzuteilung grundlegend zu analysieren und zu ändern und außerdem kurzfristig zu prüfen, wie unserem Verein die notwendigen und in Berlin durchaus verfügbaren Hallen zugesprochen werden können.
Vielen Dank für Ihre Zeit.
Mit sportlichen Grüßen
Jan Kratochvil (Trainer 1. Bundesliga), Robert Retzlaff (Abteilungsleiter) , Roman Schwaibelmaier (Stellv. Abteilungsleiter)“